DIGGERZ
A PSYCHO'S TALES (CRAZY LOVE)
"A Psycho's Tales" (Crazy Love Records) ist eine Sammlung von acht Studio-Tracks, garniert mit einer Live-Aufnahme und einem gespenstischen Intro.
Die Scheibe bietet eine kompakte Vorstellung, frei von Rohrkrepieren und voller großartiger Melodien, die mich ein bisschen an SPELLBOUND erinnerten, weil sie einen Hang zur Melancholie haben.
Trotzdem klingen sie entschlossen und kraftvoll. Da Bassist und Sänger Mo eine herausragende Stimme hat, besitzen die DIGGERZ auf der Vokalebene einen echten Unique Wrecking Point - ein Alleinstellungsmerkmal.
Man könnte versucht sein, den cleanen Gesang mit den PITMEN zu vergleichen. Meiner Meinung nach, hat Mo aber ein ziemlich anders Timbre, das ebenso gut mit finsteren Themen wie "Fresh Flesh" oder "BBQ On Lost Island" wie mit romantischen Momenten harmoniert ("Dreamgirl").
Keine Sorge. Wenn ich "romantisch" sage, meine ich keine käsigen Schmonzetten. In ,Dreamgirl" wartet stattdessen ein Batman-Thema-Uptempo-Part auf Euch.
Die Traumfrau der DIGGERZ ist rock'n'roll-bar. Darüber hinaus ist die Produktion alles andere als glattpoliert.
Sie ist im besten Sinne Old School. Gesang, Snaredrum und Slapp-Bass stehen stets im Fokus, während die Gitarre die Melodien mit cleanen (natürlich gern etwas verhallten) unterstreicht und hier und da ein paar kleine Solo-Linien einflicht, die den positiven Gesamteindruck abrunden.
Ob Andre klassische Psycho-Rhythmus-Muster spielt ("Jealousy") oder aufmunternde Off-Beats und einfache, aber effektive Melodiebögen spielt ("I Want Her"): Er gibt jedem Song, was er braucht.
In "I Want Her" gibt es dazu auch noch ein paar nette Backing-Vocals. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen dunklere und aggressivere Stücke wie "Forgotten Son", das mit einem regelrechten Wutausbruch endet.
Die Jungs aus Essen lassen nicht zwingend die Finger von jedweden rauen Untertönen oder wahnsinnigen Schreien.
Sie lieben es, nur ihren Irrsinn in elegante Kleidung zu stecken (die wahrscheinlich aus dem Grab eines toten Millionärs gestohlen wurde) und sie schätzen es, den Zuhörer zu überraschen.
Zumindest hätte ich aufgrund eigener Kater-Erfahrungen bei "Hangover" etwas weniger Energisches erwartet.
Das einzig wirklich Rätselhafte ist, warum die Band die Live-Version von "Set Me Free" hinten aufs Album gepackt hat.
Sie klingt authentisch, als stehe man selbst im Club. Ich möchte das als Hommage an fünf langen DIGGERZ-Jahre ohne Album sehen und als Beweis, dass die melodischen Qualitäten der Songs auch auf der Bühne erhalten bleiben.
Ich verlasse Euch entsprechend mit einem Live-Clip von 2013. Genießt "Forgotten Son" und versäumt nicht "A Psycho's Tales" in Eure Plattensammlung einzugemeinden!