HEINZ, GERHARD
SCHAMLOS (DIGATONE)
Wenn man an Filmmusik und Österreich denkt, fällt einem eigentlich nur ,Der Dritte Mann" ein. Anton Karas Zitherspiel, mit vielen Geschichten umrankt, ist wohl das einzige heimische Theme, das es zu weltweiter Bekanntheit schaffte.
Vielleicht erinnern sich manche auch an die fröhlichen heimatidyllen Schlagerfilme der frühen Sechziger.
An wen man allerdings sicher nicht denkt ist Gerhard Heinz. Jeder und Jede hörte seine Musik.
Zeitgleich vertonte er alle Folgen des Kasperltheaters und Helmi für die Kleinen, schrieb die Musik zu allen Hauptabend Bockerer Teilen, vertonte die Werbung im ,Soletti-Swing" oder für ,Humanic Varese" und lies den Abend mit Sleaze- Meisterwerken wie ,Josefine Mutzenbacher", ,Die Nackte Gräfin" oder ,Sex Auf Rädern" ausklingen.
136 Filme vertonte Heinz, größtenteils Soft-Sex und Erwachsenenkomödien aus München, aber auch Filme des Exploitation Maestros Jess Franco.
In Hong Kong erhielt er für ,The Fruit Is Ripe" gar Platin, soviel verkaufte sich. Immer noch nie von Gerhard Heinz gehört? Was früher abstoßender Kriminalschund und nur in Sexkinos zu sehen war, ist aus heutiger Sicht eine Goldgrube für Trash Afficionados, Exploitation-Freunde und an Kinohistorie Interessierten.
"Schamlos" (1968) ist der zweite Streich des "österreichischen Russ Meyer" Eddy Saller, drei Jahre nach seinem Sex&Crime Debütstreifen "Geissel des Fleisches" (1965 - DIG003 / 2014).
Produzent Heidmann setzte gezielt auf Provokation. Nackte Haut, ein Happening bei den Wiener Aktionisten rund um Otto Mühl, wilde Beatmusik, tanzende Gammler - alles was einen Skandal heraufbeschwören konnte, war willkommen.
Den Rest des Filmes füllen Schießereien, Mord und ein Untergrund Feme-Gericht. Die Musik hinter dem Großstadt Gangsterfilm mit Udo Kier in seiner ersten Hauptrolle stammt wie auch schon beim Erstlingswerk aus der Feder von Sleaze-Kaiser Gerhard Heinz.
Passend zu den packenden Schwarz-Weiß Bildern komponierte er einen für die Zeit modernen Soundtrack irgendwo zwischen stampfendem Soulbeat, röhrenden Fuzz-Gitarren und orchestralem Jazz.
Ein rares, damals erfolgloses Stück heimischer Filmhistorie, das inzwischen aber von Kritikern als das Opus Magnum des österreichischen Exploitation Film geadelt wurde.
Wenn auch der Film inzwischen in der "ÖsterreichFilm" DVD-Serie erhältlich ist, wirklich bekannt ist er trotzdem nicht.