COMING SOON
TIGER MEETS LION (KIDDERMINSTER)
Bei manchen klingt sicher noch ihr letztes Album nach "Ghost Train Tragedy" oder man erinnert sich an ihre beherzten Liveauftritte dazu.
Als die französischen Wave Pictures wurden sie bezeichnet (mit denen sie auch verschiedentlich gemeinsame Sache gemacht hatten).
"Ein französischer Leonard Cohen mit Velvet Underground (zu ihrer 70s 'Loaded' Phase) als backingband" hieß es, oder jemand hörte eine perfekte Mischung zwischen Pavement-Indierock und MoldyPeaches-Indiefolk.
Tatsächlich war ihr sound zwar charakteristisch, aber seit ihren Anfängen auch in beständiger Bewegung Jetzt sind sie überaschend zurück und alles neu.
An die Extravaganz dieses Albums will man sich gewöhnen. Synthetische Duftstoffe, elektrisierende Energie, "Tiger Meets Lion" ist ein Pop Album im wahrsten Sinne.
Effektiv, größer als die einzelnen Teile, und sehr ehrgeizig. Es ist der Schnappschuß einer Band an der Mündung verschiedener Ströme: Arbeitsweisen und musikalische Ausrichtung.
Für den Hörer, der es sich bei Coming Soon auf den Erinerungen von Indie Folk und Rock bequem gemacht hat, kann das neue Album eine große Überaschung sein.
"The Night Stephanie Dies" (02.) oder "Lookaway" rebooten die 80er. "LWL" (03+11.) spielt lustvoll und schamlos mit autotune vocals - "Santa Monica" (08), ein modernes Liebeslied, mit Saxophon und Coltrane Referenz, während sich bei "Terrella"(06) und der Single "Vermilion Sands" (09) mit klasse bellenden Chören und upbeatdrums Rockenergie einkreuzt.
Ein Hybridantrieb treibt diese Platte kraftvoll. Selbst bei den beiden eher klassischen, wie schönen Songs "Goldeneye" (10), der Schlussballade oder "Radio Broke" (05) mit Cassie Berman von Silver Jews als Duett Partner von Howard Hughes (der mit seiner markanten Stimme auf diesem Album die lead vocals nun komplett übernommen hat).
"Tiger Meets Lion" findet eine perfekte, schnurrende Balance zwischen Coming Soon's musikalischen Wurzeln und ihren modernistisch-synthetischen Stecklingen.
Neben der Zeit, die sich die Band hierfür gelassen hat, trägt bei diesem Austarieren sicher auch Scott Colburn (Arcade Fire, Animal Collective) als Produzent einen guten Anteil.
Das Ergebnis läßt glücklicherweise eher den Balanceakt nachvollziehen, als das es uns mit statischer Ruhe von Ausgeglichenheit einlullt.
Die Band über ihr Album: "We tried to craft together pop songs like bursts of colors, like wild encounters in a synthetic jungle..."