BURNS, AISHA
LIFE IN THE MIDWATER (WESTERN VINYL)
Mit Mitte Zwanzig macht sich gern die Realität im Leben breit. Beziehungen, von denen man sicher war, dass sie für immer sind, verlieren ihr Feuer, Sehnsüchte und die Eigenwahrnehmung verändern sich, man macht sich Gedanken über die gleichaltrigen Freunde, die heiraten und Kinder bekommen und fühlt sich machtlos und klein, während man feststellt, dass Menschen, die man ein ganzes Leben lang gekannt und geliebt hat, plötzlich sterben können.
Das ist ein ernsthafter Schritt für die Psyche, der noch dadurch erschwert wird, dass der präfrontale Kortex des Hirn in diesem Alter noch nicht völlig ausgereift ist.
Es ist ein Tier, ein Berg, eine Mauer oder - wie in Kubrick's ,Space Oddyssey" - ein geheimnisvoller Obelisk, der einen dazu animiert, sich weiterzuentwickeln.
Ob man es nun mag oder nicht. So oder so: Teile von uns sterben und neue Teile werden geboren und wenn wir Glück haben, sind wir am anderen Ende smarter, stärker oder widerstandsfähiger.
Es ist keine Überraschung, dass der Mensch schon immer eine starke Verbindung zu Musik, Kunst und Filmen hat, die von dieser Metamorphose handeln.
,Life In The Midwater" von AISHA BURNS liefert einen Schnappschuss dieser harten Zeit, die mit einer feinfühligen Sensibilität und einer Weisheit angepackt wird, die über die Lebenserfahrung von BURNS hinausgeht.
BURNS Aktivität als Violinisten und gelegentliche Sängerin von BALMORHEA aus Austin verdeckt ihr Können als Songwriterin und ihre dynamische, kraftvolle Stimme.
Der Titel des Albums richtet sich an eine tiefe, düstere Schicht des Ozean weit unter der Oberfläche.
Leuchtende Quallen sind in dieser Schicht zu Hause und lassen oft Lichtblitze los mit der Gefahr, von Raubfischen entdeckt zu werden.
Ganz ähnlich sind die Songs von AISHA träumerische Lichtstrahlen im tintenschwarzen Abgrund.