TV BUDDHAS
DYING AT THE PARTY (TROST RECORDS)
Man kann nicht sagen, dass es TV Buddhas an Ambition mangelt: "Unsere Band dreht sich um die Aspekte, die die Leute bei Rock'n'Roll normalerweise vergessen", sagt Sänger, Gitarrist und Songwriter Juval Haring, und wer sich das dazugehörige Album anhört, weiß was er meint.
Zuerst die Fakten: TV Buddhas kommen aus Tel Aviv, leben in Berlin und spielen im Jahr durchschnittlich 200 Konzerte in Europa und den USA, ganz so wie es ihre Idole von ihnen verlangen würden.
Zu diesen Idolen gehören vor allem Jonathan Richman & The Modern Lovers, Iggy & The Stooges, Velvet Underground und die Ramones, und sie haben seiner Band ein Credo mit auf den Weg gegeben, dem Juval bei jeder Gelegenheit huldigt: "Wir gegen den Rest der Welt.
Das ist eine Haltung, die uns persönlich entgegenkommt, die aber auch zu unserer Musik passt." Die Musik auf "Dying At The Party" spielt sich nämlich sehr weit von dem ab, was zur Zeit als gangbare Hipster-Route gilt und setzt auch ästhetisch auf Konfrontation.
"Musik ist im Moment wieder dabei virtuos zu werden", sagt Juval. "Große autistische Statements oder halt Party-Musik zu Surf-Klängen.
Wir wollen das Gegenteil davon. Wir wollen simple Musik und Stories, die menschlich und persönlich sind.
Und zärtlich. Wir sind nicht die geselligsten Typen, aber das wollten wir in den Zusammenhang von 70er-Jahre-Musik stellen." Auf dem Weg dorthin wird Juval seit 2007 von Mickey Triest unterstützt, die seit 2010 auch seine Ehefrau ist und bei dieser Gelegenheit gleich noch ihren Bruder Uri Triest mit in die Band brachte.
"Alle Menschen, die wir kennen, sind bei TV Buddhas", scherzt Juval. "Wir haben kein Leben außer dem im Tourbus.
Es gibt kein Entkommen aus dieser Band." Das Upgrade vom Duo zum Power-Trio war dabei gleichzeitig der entscheidende Sprung, mit dem sich die Band auf der internationalen Bühne etablierte.
Dabei ist es weniger der Lärm, den man zu dritt erzeugen kann, als die Möglichkeit, mit eingeschworenen Gleichgesinnten gemeinsame Sache machen zu können.
Die Vorstellungen, die TV Buddhas von Musik haben, sind nämlich scharf umrissen: "Wir sind keine politische Band und unsere Platte ist auch kein Protest-Statement.
Andererseits wollen wir schon das Machohafte und Aufgesetzte aus der Rockmusik herausnehmen und sie mit etwas Anti-Coolem und Alltäglichen füllen.
In dieser Hinsicht sind wir Romantiker, die sich nicht dem Rock'n'Roll-Diktat unterwerfen wollen.
Denn Rockmusik sollte ja eigentlich die Sphäre von Außenseitern sein." Auf "Dying At The Party" kommt dann auch genau die Art Außenseiter-Attitüde zum Zug, die nicht nur bis zum Durchbruch reicht, sondern gleich das System als solches in Frage stellt.
Integrität wird hier hoch veranschlagt, und Ernsthaftigkeit und Humor stehen gleichberechtigt nebeneinander in hellwachen Songs, die sich durch einen lässigen Vortrag und doppelbödige Texte auszeichnen.
Frühreif oder abgeklärt - TV Buddhas haben keine Lust auf Image, wenn man stattdessen auch Haltung zeigen kann, und keinen Bock auf Traditionen, so lange es noch Individualität gibt.
Oder wie Juval sich ausdrückt: "Ich hoffe, bei uns wird es nie einen Glamour-Aspekt geben.
Wir wollen lieber auf ewig seltsame Typen bleiben. So wie Patti Smith."