Nach ungefähr der Hälfte der Songs des neuen Albums Josephine von MAGNOLIA ELECTRIC CO. verlagert sich das Gewicht deutlich.

Eine Art Erleichterung macht sich breit - nämlich jene, die sich einstellt, wenn man es aufgibt, seine Tränen zurückzuhalten.

Es ist eine schwergewichtige Freiheit, die sich da in den Vordergrund drängt, eine machtvolle Traurigkeit.

Und wenn der Chef-Elektriker Jason Molina die Zeile "an hour glass. filled with tears and twilight from a friend's dying day" singt, wird alles klar.

Die Band bekommt langsam wieder festen Boden unter den Füßen, ja, aber sie werden weiterhin gegen die Trauer kämpfen, und zwar so wie sie es eben am besten wissen.

Molinas Konzept-Album ist das ehrliche Bemühen der MAGNOLIA ELECTRIC CO. dem Leben und Geist des verstorbenen Bassisten Evan Farrell (+ Dezember 2007) Ehre zu zollen.

Nach Molina sei jeder Song der Versuch die Hoffnungen, die Evan für das Album hatte, zu verwirklichen, und zwar nach bestem Wissen und Gewissen.

Und indem sie dies taten, wurde Evan Teil des Konzeptes. Der Verlust von Josephine wurde zum Verlust von Evan.

Die lyrischen Allegorien, wie man sie von Molina kennt, bleiben dabei unversehrt. Aber auf diesem Album, das zweifellos zum Besten gehört, was Molina seit Gründung der MAGNOLIA ELECTRIC CO.

hervorgebracht hat, werden die klassischen Themen neu interpretiert. Schon zuvor hatte sich Molina thematisch der universellen Einsamkeit genähert, aber nie in einer so fokussierten, direkten Art und Weise wie auf Josephine.

Molina, MAGNOLIA ELECTRIC CO. und der legendäre Toningenieur Steve Albini haben all das verinnerlicht.

Das Album stellt ebenso ein Experiment in Molinas Songhandwerk dar, das uns eine Lektion in Sachen Kürze erteilt.

Eine handvoll Songs schnitzt er auf unter drei Minuten zurecht. Anleihen an große Songwriter wie Willie Nelson und Warren Zevon finden sich in den das Album durchziehenden Horn-Sequenzen, vor allem im Saxophon-Solo des Eröffnungssongs "O! Grace" sowie in den doo-wop Anklängen von "Rock of Ages".

Der letzte Albumsong "An Arrow in the Gale" bestätigt, dass MAGNOLIA ELECTRIC CO. - Straßenhelden die sie inzwischen wahrlich geworden sind - immer noch den Pfad zum Glühen bringen: "Lightning on our tail, we better go.

Jo" heißt es beschreibend. Evan Farrell, Jason Molina und die Band sind nun auf zwei unterschiedlichen Reisen unterwegs, aber irgendwie, irgendwo parallel.

Eine Musik, die uns immer wieder aufs Neue das Herz zerreißt - zehn Mal hintereinander sicherlich.

www.myspace.com/magnoliaelectricco