WHITE HINTERLAND
PHYLACTERY FACTORY (DEAD OCEANS)
Gestern hat es geschneit. Nur ein wenig. Ein paar Schneeflocken fielen und schwebten um die Stadt herum wie Vögel, die singen, und schließlich auf unseren Schultern landen.
In den ersten Tagen des Winters gibt es keinen Grund, sich vor dem fallenden Schnee zu fürchten.
Die Kälte scheint ein bloß lang verreister Freund zu sein, an den man sich noch all zu gut erinnert.
Der Frost erinnert an die Zuckerglasur des Lieblingskuchens und die frühe Dämmerung bedeutet nur, dass man sich bemüht, seine Erledigungen alle etwas früher als sonst abzuhaken um nicht völlig von der Dunkelheit überrascht zu werden.
Und genau hier positioniert "Phylactery Factory" sich selbst. Genau hier zwischen Frost und Gefrorenem, zwischen grün und grau, wie die Landschaft, die sich plötzlich in ein schneeweißes Blatt Papier verwandelt.
Wenn das Umland weiß wird und uns die ersten glücklichen Schauer überkommen. Casey Daniel ist weise für ihr Alter.
Mit ihren 22 Jahren ist ihr genau bewusst, wie sie ihre Waffen zu benutzen hat. Ihr Album "Wind-Up Canary" wurde 2006 auf Hush Records veröffentlicht und war voller geschickter Streiche, voller Lächeln, kleinen Geschichten aber auch voller Hooklines, die jeder Song haben sollte, wie ihr Vater ihr beigebracht hatte.
"Phylactery Factory" ist ein Päckchen voller Träume, Erinnerungen, Warnungen und Mahnungen.
Mahnungen an sich selbst. Ein Phylakterion bezeichnet die Gebetsriemen der Juden, die sie als Erinnerung auf dem Kopf und an den Armen tragen.
Mögen man diese Platte nicht vergessen.