KEMACA KINETIC
ZUKUNFT (BERTHOLD RECORDS)
So überzeugend und unmittelbar einnehmend fangen nur wenige Alben an. "Zukunft", das Titelstück des Debüts von Kemaca Kinetic, tastet sich zuerst vorsichtig stolpernd hin zu einem Rhythmus, da hört man dann automatisch genauer hin - und schon hat die Band einen an den Ohren.
Das Stück kommt ins Pulsieren. Immer wieder zerfasernde rhythmische Muster erzeugen einen Sog, wie so oft in der Musik dieses Trios im Wechsel zwischen zarten und drängenden Passagen.
So konzentriert und verdichtet geht es weiter: "Dapo" fährt sphärische Gitarrenbögen auf, dazu schält sich mit zunehmender Vehemenz und Geschwindigkeit ein Beat an die Oberfläche.
Ein melodiöser Hochgeschwindigkeitsbass kommt dazu und verwandelt das Stück in ein Groove-Monster - um immer wieder in leise, tastende Passagen abzugleiten und dann eine Schippe mehr draufzulegen.
Das alles geschieht im Rückgriff auf die Jazz-Tradition: Das dänische Trio spielt rocklastigen Fusionjazz.
Ein Strang der Jazz-Geschichte, der aktuell eher selten eine prominente Rolle im Jazz-Geschehen spielt, aber hier auf eine irgendwie magische Weise wieder frisch wirkt und gar nichts Hisotrisiertes mehr hat.
Das Album heißt "Zukunft", und das passt, denn diese Musik hat nicht nur etwas radikal Gegenwärtiges, sondern wagt sich in neue Sphären vor.
Erstaunlich auch, dass diese maximal verdichteten Stücke dabei immer klingen wie aus dem Ärmel geschüttelt.
Das funktioniert bei einem balladesken Stück wie "Esthernity" genau so wie im fast zehnminütigen "1.000 Days", das die Rockkeule auspackt und das Haus abreißt.