TATI, JACQUES
SWING! (JACQUE TATIS OST) (BORN BAD)
Auf den Platz, anschauen und zuhören! Einen Film von Tati zu sehen, ist eine überraschende Erfahrung; in seinen Filmen sprechen Töne und Musik mehr als Worte und überholen den konventionellen Diskurs - und die Langeweile - des Erwachsenseins.
Hulot schweigt, oder murmelt. Tati kennt die Geräusche der modernen Welt: Piepsen, Klingeln, Knistern, Pressluftbohrer, Autos, mechanische, elektrische und gummiartige Geräusche, die hohen Absätze von Sekretärinnen und Schreibmaschinen, Fabrikgeräusche, knarrende Türen, seufzende Stühle, Maschinen und technische Geräte, Franglais, Staubsauger und die ganze Palette der Kleingeräte...
Aus all dem urbanen und häuslichen Durcheinander, aus Kunststoffen aller Art, Linoleum und Resopal komponiert er eine virtuose Trennwand.
Schilder und Signale, Warngeräusche und Sirenen führen uns im Stadtraum in die Irre. Tati verwirrt uns böswillig.
Maximalistisch nimmt er auf fünf Spuren in gekonnten, geschmackvollen Rhythmen auf - ein Genuss für die Sinne.
Wenn man Mon Oncle, Les Vacances de Monsieur Hulot, Playtime hört, verändert sich der Blick auf die Welt - nie wieder wird man die Geräusche der Städte und Dörfer auf dieselbe Weise wahrnehmen.
Die moderne Stadt ist Hulots Spielplatz - mit ihr erfindet er eine völlig neue Klangwelt.
Und dann ist da noch das Organische, die Landschaft, die bellenden Hunde, die Wespe, die François auf seinem Fahrrad belästigt, bis hin zum Sturz des Postboten in den Fluss...
Als wir Jacques Tati in seinem bescheidenen Büro in der Rue de Bièvres trafen, das mit Drehutensilien gefüllt war, sprach er über den Varieté-Saal und seine Regeln, das Stummfilmkino, seine berühmte Pantomime Impressions Sportives...
Ein Loblied auf die Gesten und Geräusche, und kein Wort. Was die Musik seiner Filme betrifft, die er als Farbe bezeichnete, so bricht sie mitten in das Durcheinander hinein, eröffnet das Fest: die Raserei des Trommlers, der frenetische Tanz im königlichen Garten...
Niemals illustrativ, erschüttert sie das Getöse der modernen Welt und bahnt sich ihren Weg durch die Geschichte, genau wie eine echte Figur.
Bild und Ton sind wie ein einziges Material bearbeitet, beide nehmen gleichermaßen an der Geschichte teil.
Tati beherrscht die Kunst des Tempos - es gibt keinen Ton, keine Note, keine Stille zu viel in dem Szenario.
Pure Raffinesse.